Die Regionalliga Nord startet
Am Sonntag ist es soweit. Die Regionalliga Nord der Frauen startet in die Saison 2015/2016. Für mich Anlass, noch mal auf den aktuellen Stand der Teams zu blicken und Berichterstattung über die Vorbereitung abzuschließen. Aus Hamburg kommen in dieser Spielzeit erstmals vier Mannschaften. Als ich im Frauenfußball auch in die Welt der 3. Liga einstieg, hatte die Rolle Hamburgs Fahne hochzuhalten der FC Bergedorf 85 noch exklusiv für sich. Insofern hat sich Hamburg gemausert und seine Rolle in der 3. Liga gestärkt, denn Bramfeld erlebt seine dritte Saison in dieser Klasse, beim HSV ist es gar die sechste Spielzeit in Folge und DUWO darf nun auch erstmals mitwirken.
+ FC Bergedorf 85 +
Der FC Bergedorf 85 wurde in den letzten vier Spielzeiten drei Mal Zweiter und musste Holstein Kiel (2x) und dem SV Henstedt-Ulzburg den Aufstieg überlassen. Es gehört also nicht viel dazu, den FC Bergedorf auch in dieser Spielzeit wieder im Titelrennen zu sehen. Der Kader wurde um Spielerinnen wie Lina Appel, Jana Klingenberg, Busem Şeker und Jenny Riemer ergänzt. Endlich spielberechtigt ist die U19-Nationalspielerin Kroatiens, Sara Schäfer-Hansen. Wieder zurück vom Bramfelder SV ist Jeanette Prahs. Neuzugang Isabel Schneider wird wohl erst zur Rückrunde ihre Verletzung überwunden haben. Dennoch verpasste sie als Zuschauerin kaum ein Testspiel. Nicht zustande kam letztlich der Wechsel von Carina Blumroth zum FCB.
Der bewährte Stamm wurde gehalten. Kathrin Miotke zog es allerdings zum FC St. Pauli. Da zudem Jasmin Hadrous ihren Job im Tor aufgegeben hat, steht derzeit einzig Jennifer Weber als Torhüterin zur Verfügung. Wo nötig wurde sie in der Vorbereitung durch Sarah Barholz von den 2. Frauen vertreten. Lara Kunitz wird im Herbst ins Ausland entfleuchen und Laura Vetter wechselt nach ihrer Pause zu einem anderen Verein. In der Vorbereitung hatte man im Vergleich zu anderen Regionalligateams ein anspruchsvolles Programm gewählt und blieb in diesen Spielen sieglos.
Bergedorf trifft zum Auftakt in einem Heimspiel um bereits 13 Uhr auf Bremens Meister sowie Pokalsieger, den Aufsteiger ATS Buntentor. Dieser hat am letzten Wochenende im DFB-Pokal mit 2:6 gegen den Zweitligisten Holstein Kiel den Kürzeren gezogen. Eine Woche vorher ging der Test beim Regionalligisten Warendorfer SU mit 5:1 (4:0) verloren. Zuvor konnte gegen den personell noch geschwächten Zweitligaaufsteiger SV Henstedt-Ulzburg (3:1), den Landesligisten TSV Wallhöven (3:0) und den Verbandsligisten Ratzeburger SV (7:0) gewonnen werden.
+ Bramfelder SV +
Der Bramfelder SV geht mit nur geringen, zielgerichteten Personaländerungen in die neue Saison. Im Tor ist Andrea Fernandes Neves die neue Stammkraft. Mit Safia Hassam ist eine weitere Nachwuchsspielerin des HSV Barmbek-Uhlenhorst zum BSV gestoßen. Gegangen sind dagegen Jeanette Prahs (kehrte zu Bergedorf zurück) und Josefine Scholz (pausiert). Geblieben ist folglich auch hier der Stamm. Nach dem jüngsten medizinischen Eingriff hofft man beim BSV, dass der Neuzugang aus der Vorsaison, Stürmerin Sabrina Müller, zeitnah fit wird, um mit einjähriger Verspätung auf einen ersten Pflichtspieleinsatz hinzuarbeiten. Das Team ums Team wurde auch verändert. Schon im Winter stieß Betreuer Sven Kerlin zum BSV, jetzt kam für den Bereich Fitness Shirin Lentfer hinzu. Das Torwarttraining übernimmt vom ausgeschiedenen Wolfgang Uhlemann Torhüterin Ella Wiener, die aus beruflichen Gründen ihren Posten als 1. Torhüterin an Fernandes Neves abgegeben hat, als Backup aber zur Verfügung steht.
In der Vorbereitung nahm der BSV nach und nach Fahrt auf. Gegen den Oberligisten VfL Jesteburg gab es zum Auftakt eine Niederlage, ehe dann gegen den Schleswig-Holstein-Ligisten Kieler MTV ein Unentschieden erreicht wurde. Der Test gegen Klausdorf platzte aufgrund einer kurzfristen Absage des Gegners. Der Höhepunkt war die gute Leistung im DFB-Pokal gegen den Zweitligisten BV Cloppenburg, gefolgt von einem 5:1-Sieg beim Verbandsliga-Aufsteiger Walddörfer SV.
Bramfeld hat als Einziges hamburger Team zu Beginn ein Auswärtsspiel. Man reist zum ESV Fortuna Celle, wo ebenfalls bereits um 13 Uhr angepfiffen wird. Celle erreichte im Aufstiegsjahr einen 3. Platz, konnte dann aber insbesondere als zweitschlechtestes Team der Rückrunde im Vorjahr nur Platz 7 belegen. In der Vorbereitung musste Celle bereits zwei Spiele im Niedersachsenpokal absolvieren. Gegen die Oberligisten PSV Grün-Weiß Hildesheim (3:0) und VfL Bienrode (9:0) wurde jeweils gewonnen. Zudem gab es ein 4:1 gegen den Oberligisten SV Ahlerstedt/Ottendorf und ein 10:1 gegen Bezirksligist MTV Jeddingen. Gerade auf Neuzugang und Stürmerin Ramona Reichpietsch (kam aus Göttingen) setzt man in Celle große Hoffnungen.
+ TSV DUWO 08 +
Der TSV DUWO 08 (DUWO steht für die Hamburger Stadtteile Duvenstedt und Wohldorf-Ohlstedt), mischt als amtierender hamburger Vizemeister erstmals in der 3. Liga mit. Für das Team wird es sicher ein kleines Abenteuer. Seit 2011/2012 gehörte man fast ausnahmslos zum Kreis der Titelanwärter in der Verbandsliga. Drei Mal wurde man Vizemeister, 2012/2013 gar Meister, belegte in der Relegation zur Regionalliga aber nur Platz 2. Jetzt, als Vizemeister und ohne Relegation, klappte es mit der Mitgliedschaft in Liga drei.
Neu im Team sind Linn Holthey, Franziska Struckmeyer, Dilara Koç, Samantha Loreck und die bundesligaerfahrene Nicole Zweigler. Verlassen haben die Mannschaft von Mac Agyei-Mensah und Annette Sommer Wiebke Korthals, Jennifer Jollberg und Jessica Pais Baptista. Auch hier gilt also, dass der eingespielte Stamm beisammen blieb. Durch den Ausfall eines Termins absolvierte der TSV nur drei Testspiele. Beim SV Henstedt-Ulzburg unterlag man sehr deutlich 8:0, gegen Bergedorf 85 gab es ein 0:0 und gegen Bremens Vizemeister TuS Schachhausen eine 0:1-Niederlage. Folglich blieb man ohne eigenen Treffer oder Sieg.
Ändern will DUWO das zum Auftakt im Heimspiel gegen der SV Werder Bremen II. (14 Uhr). Natürlich erwartet die Konkurrenz, das Werder vom eigenen Team in der Allianz-Frauenbundesliga profitiert und dort nicht berücksichtigte Spielerinnen bei der Zweiten in der Regionalliga aushelfen und Spielpraxis bekommen. Da die B-Juniorinnen Deutschlands Vizemeister wurden, rückt aus Werder Nachwuchs ebenfalls eine Menge Qualität nach. Daher muss man davon ausgehen, dass die letzten Resultate von Platz 8 und Platz 6 nun übertroffen werden könnten. Ein erstes Indiz wohin die Reise geht, gibt es Sonntag.
+ Hamburger SV +
Der Hamburger SV startet in seine sechste Regionalligasaison in Folge und hat von den hamburger Teams die meisten Testspiele absolviert. Gegen TuS Schwachhausen, die Verbandsligisten Einigkeit Wilhelmsburg, SC Eilbek, Grün-Weiß Eimsbüttel, sowie den Landesligisten Barmbek-Uhlenhorst und die B-Junioren von RB Leipzig gab es ausnahmslos Siege und 25:5 Tore. Gerade Tanita-Tammy Hentze und Neuzugang Kimberly Zietz erwiesen sich als treffsicher. Was diese Ergebnisse gegen unterklassige Teams wert sind, muss sich zum Auftakt am Sonntag um 14 Uhr gegen den TSV Havelse erweisen. Der TSV spielte eine ähnlich schlechte Rückrunde wie der ESV Fortuna Celle und kam daher nicht über den 9. Platz hinaus. Das Team ist seit Sommer 2009 Stamm in der Regionalliga Nord und hatte bisher als schlechteste Platzierung Rang 7 eingefahren. Havelse hat sein Testspiel gegen den Ligakonkurrenten TV Jahn Delmenhorst 2:1 gewinnen können, musste sich aber gleich in der 1. Runde des Niedersachsenpokals dem ESV RW Göttingen mit 1:2 geschlagen geben. Ferner testete man u. a. gegen TuS Schwachhausen (3:3) und HSC Hannover (3:0). Der HSV hat in seiner jüngsten Regionalliga-Karriere nach Platz 4 und Platz 3 zuletzt die Plätze 6, 7 und 8 belegt. Diesen Trend will man sicherlich stoppen, da die Plätze 9-12 die Gefahr des Abstiegs beinhalten.
Gefahr und Chance zugleich ist der personelle Umbruch. Aus dem Kader, der in die letzte Saison startete, sind nur noch Christina Pohl, Michelle Beckert, Hannah Diekhoff, Kristin Witte, Michelle Sielka, Evelyn Holst und Alina Ogundipe geblieben. Einige Spielerinnen wie Sebnem Dairecioglu oder Saskia Schippmann waren im Winter gegangen, acht nun im Sommer, darunter fünf zum Zweitligisten Henstedt-Ulzburg und zwei ins Ausland. Kapitän Cathérine Knobloch entschied sich zu einem Wechsel zum Verbandsligisten Niendorfer TSV.
Dafür gab es allerdings auch rekordverdächtigen Zulauf, etwa Tammy Hentze, Henrike Diekhoff und Songül Aydin im Winter und nun Maya Steen, Katharina Köppe, Lukne Gräßler, Dana Dorst, Lina Kunrath, Manja Rickert, Sylvana Kempka, Kimberly Zietz, Sophie Bütje, Emma Burdorf-Sick, Anna-Katharina Seme und als weitere Torhüterin Lela Naward. Ein Gedanke beim Abschluss derart vieler Vorbereitungsspiele mag also gewesen sein, dass sich das neuformierte Team erst mal einspielen muss. Ob erfolgreich, das kann man am Sonntag gegen Havelse begutachten. Bei der Anfahrt per U-Bahn sollte übrigens die Teil-Sperrung der U1 berücksichtigt werden.
Ferner spielen die TSG 07 Burg Gretesch Zuhause gegen den TSV Limmer und der SV Heidekraut Andervenne gegen den Aufsteiger TV Jahn Delmenhorst.