Die Tabelle lügt nicht…
…oder doch? Wer dieser Tage auf die Tabellen blickt, denkt oftmals über Fragen zu Aufstieg und Abstieg nach. Schließlich sind fast alle Spieltage gespielt. Es gibt bei Fussball.de farblichen Markierungen, die einem anzeigen, dass Platz 1 und manchmal Platz 2 den Aufstieg bedeuten und der Letzte oder die beiden Letzten die Klasse in eine untere Liga verlassen müssen. Doch schon beim Thema Relegation wird es nicht immer deutlich, wie etwa zwischen der Landesliga Hamburg und den Bezirksligen West/Ost. Hier muss man die Bestimmungen kennen, um zu wissen, dass der Drittletzte (genauer der erste Nichtabsteiger) der Landesliga mit den Zweitplatzierten der Bezirksligen (genauer die besten Nichtaufsteiger) um einen Startplatz in der Landesliga spielt. Und man sollte die in vielen Ebenen und Verbänden (aber nicht überall) geltende Regelung kennen, dass von einem Verein in einer Liga bzw. Staffel nur eine Mannschaft teilnehmen kann.
Noch komplexer wird es, wenn man berücksichtigt, dass es auch zusätzliche Absteiger durch Entzug der Zulassung (z. B. Verlust des Unterbaus während der Saison) oder Nichtmeldung (nicht genügend Spielerinnen, finanzielle Aspekte, künftig nicht mehr bestehender Unterbau) geben kann. Und gerade bei der Frage „wer meldet überhaupt für die kommende Saison?“ halten sich Vereine und Verbände gern lange bedeckt. In dieser Saison hängt die Frage der Absteiger aus der Regionalliga Nord auch mit der Frage zusammen, wer denn aus der 2. Bundesliga Nord in die Regionalliga Nord absteigt. Derzeit sieht es hier, mit allem Vorbehalt, nach zwei zusätzlichen Absteigern in der Regionalliga Nord aus, was aus der Tabelle der Regionalliga Nord aber nicht ersichtlich ist.
Aussagen darüber, wer nach dem letzten Spieltag einer Liga Absteiger oder Aufsteiger ist, bleiben damit eines: spekulativ. Es gab Fälle, sogar aus nicht allzu ferner Vergangenheit, da erfuhr ein Team von seinem Aufstieg erst durch die Bekanntgabe der Staffeleinteilungen seitens des Verbands Mitte Juli. Daher halte ich mich bei solchen Spekulationen, wie die Teams sich in der nächsten Saison auf die Ligen verteilen, öffentlich auch gern zurück. Es gibt zu viele Variablen.
Um ein Beispiel zu nennen: Sollte der TSC Wellingsbüttel den Aufstieg in die Regionalliga Nord verpassen, wären womöglich in der Landesliga die Teams auf Platz 3 und 4 aufstiegsberechtigt, da (zumindest derzeit) Platz 1 und Platz 2 von Wellingsbüttel II und Tornesch II belegt werden, welche beide nicht aufsteigen dürften, da deren Erste Mannschaften dann in der Oberliga die Startplätze blockieren würden. Das wird man aber erst nach Ende der Relegation zum Aufstieg in die Regionalliga Nord erfahren. Falls diese denn gespielt wird. Denn auch da gab es schon Fälle, in denen gar nicht genügend Teams für diese gemeldet hatten oder aus diversen Gründen in der Regionalliga drei Startplätze frei waren, sodass alle drei Relegationskandidaten kampflos aufsteigen durften.
Gern wird auch gesagt, dass ein Verein ja gar nicht (etwa für die Regionalliga Nord) melden kann, da ihm der nötige Unterbau, die 2. Frauen und die U17-Mädchen (jeweils 11er-Feld) dafür fehlt. Oft wird dabei aber übersehen, dass es nicht um den Ist-Stand dieser Saison, sondern um die kommende Saison geht. Wem also derzeit etwa die 11er-B-Mädchen fehlen, kann diese kommende Saison sehr wohl haben und für die Regionalliga Nord melden. Es bleibt Spekulation, ob das bis Meldeschluss klappt. Und gegen entsprechende Strafe kann man sogar eine Meldung zurücknehmen, sodass selbst eine Meldung nicht alle Klarheiten beseitigt.
Und noch ein Punkt: Derzeit höre ich in nahezu jeder Liga von mindestens einem Team, oder aber auch von zwei oder drei Teams, dass noch nicht sicher ist, ob man zur kommenden Saison einen kompletten Kader zusammen bekommt. Die Akquise von Spielerinnen läuft auf Hochtouren, doch die umworbenen Spielerinnen können noch bis Ende Juni den Vereinen eine Absage geben. Bei rechtzeitiger Abmeldung im bisherigen Verein sogar auch im Juli, August oder noch später anderswo zusagen. Die Meldungen für Mannschaften durch die Vereine müssen aber gegen Ende Juni beim Verband abgegeben werden, für höhere Ligen je nach Spielklasse sogar zwischen März und Mai.
Wer als Verein zu früh outet, dass es personell nicht reichen könnte, wird dadurch schnell für suchende Spielerinnen zum Verein mit unsicherer Zukunft und der Verein bekommt damit erst recht Probleme, die Mannschaft aufzufüllen.
Selbst wenn ich bei mehreren Teams weiß, dass es wohl zur kommenden Saison nicht reichen könnte oder gar wird, äußere ich nicht öffentlich, welche Teams vor dem vermeintlichen Zusammenbruch bzw. einer Auflösung stehen, um diese Entwicklung nicht zu fördern. Ich warte auf die offizielle Bestätigung. Wenn ich aber selbst schon quasi weiß, wo Startplätze frei werden, kann ich öffentlich nicht beschreiben, wer die Klasse außer Plan verlässt, andere dadurch die Klasse halten (oder zumindest das Angebot dazu erhalten), oder wer aus unteren Ligen nachrücken darf. Denn dann würde ich durch die Hintertür doch preisgeben, an wem es liegen könnte. Also halte ich mich bedeckt und tue so, als liefe es nach Plan. Und das tat es in den letzten Jahren nie. Klar, wenn ein Verein öffentlich macht, dass die Bemühungen fehlgeschlagen sind, vermelde ich das. Während ich diese Zeile formuliere, flattert die Meldung aus Groß Flottbek herein, dass man dort die kommende Saison nicht bestreiten kann.
Kurz: Da selbst in letzter Minute Teams noch zu einem Verzicht gezwungen sein könnten und somit Startplätze frei machen würden, die bisher als blockiert galten, werde ich mich nicht an den Spekulationen beteiligen. Niemand hat etwas davon, wenn ich darlege, wie – zugegeben sehr theoretisch – die Plätze 6 bis 12 der Regionalliga Nord zum Abstieg führen könnten. Und man hat ja gerade am Beispiel Kiel öffentlich mitbekommen, wie sich die Lage in nur einer Woche komplett ändern kann.