Fix was los bei Victoria gegen Tornesch
Über diese Partie vom Sonntagnachmittag könnte man viel schreiben und erzählen. Ich fasse mich einigermaßen kurz. Die Gäste hatten massive Personalprobleme und mussten ihre beiden Frauenteams an diesem Wochenende mit 21 Spielerinnen bestücken. Daher kamen auch mehrere Spielerinnen der 2. Frauen des FC Union Tornesch im Anschluss an den Sieg bei Appen ins Stadion Hoheluft, um dort zusätzlich mit den 1. Frauen gegen den punktgleichen SC Victoria zu spielen. Am Abstand beider Teams zueinander änderte sich in den folgenden 90 Minuten nichts, da die Partie 2:2 ausging.
Es entwickelte sich schnell eine muntere Begegnung. Die Gastgeberinnen konnten sich viele gute Torgelegenheiten erspielen. Immer wieder stand Torhüterin Saskia Schippmann im Mittelpunkt des Geschehens und parierte mehrfach glänzend. Wohl dem Team, der Schippmann zwischen den Pfosten stehen hat. Keine ganz neue Erkenntnis, zugegeben, aber man darf es ja mal ab und zu erwähnen.
Angesichts der Chancenfülle für den SC Victoria kann man Tornesch eine große Effektivität bei der Verwertung eigener Chancen zusprechen. Denn das 0:1 durch Irem Üstün zeichnete sich keinesfalls ab. Nach 16 Minuten brachte sie die Gäste in Führung und scheiterte kurz darauf nur knapp am Torpfosten, ansonsten wäre noch das 0:2 gefallen. Victoria stürmte weiter und kam immer wieder zu Abschlüssen. Doch es dauerte bis zur 27. Minute, ehe Denise Stroda per Kopfball nach Flanke von Caya Momm den Ausgleich erzielen konnte.
Nach 30 Minuten entschied Schiedsrichter Marc Szymczak dann auf Strafstoß. Für Aufregung seitens der Gastgeberinnen sorgte seine Entscheidung, es bei diesen Foulstrafstoß zu belassen. Es gab keine wahrnehmbare Ermahnung an die Verursacherin, keine Verwarnung, schlicht keine weitere Sanktionierung. Aufgrund der Aufregung kam Szymczak zur Coachingzone des SC Victoria und erläuterte seine Entscheidung in ruhigen und klaren Worten. Die Doppelbestrafung sei abgeschafft worden, so der Schiedsrichter. Eine in dieser Pauschalität zwar nicht korrekte Aussage, aber sie hatte Bestand. Den von Caya Momm ausgeführten Strafstoß wehrte Schippmann ab. Trotz weiterer Gelegenheiten auf beiden Seiten ging es mit diesem 1:1 in die Pause.
Durchgang zwei begann vertraut. Victoria griff an und Üstün erzielte ein Tor für die Gäste (51.). Statt des Pfostens behinderte jetzt eine Abseitsstellung die Anerkennung eines direkt nachfolgenden Tores durch Üstün zum 1:3. Es bliebt somit beim 1:2.
Hatte sich Schiedsrichter Szymczak bisher mit Karten zurückgehalten, so bedachte nun ein Ballwegschießen von Victoria mit Gelb, und als sich Marai Wolf nicht schnell genug vom Ort der Ausführung eines Freistoßes entfernte, und Schippmann sie anschoss, erhielt Wolf dafür ebenfalls Gelb.
Im schönen Wechsel schossen beide Teams auf das Tor, bei Drust rettete dann mal wieder das Torgehäuse. Es war erneut ein Strafstoß für den SC Victoria gewesen und auch dieser fand nicht den Weg ins Netz. Als ich dazu gerade Notizen machte, beförderte Josefin Lutz den Ball nach einem Eckstoß ins eigene Tor. Das 2:2 war gefallen.
Ein weiterer Aufreger war dann in der 82. Minute zu notieren. Victoria spielte einen langen Ball in die Spitze, wo sich zwei Spielerinnen sehr deutlich im Abseits aufhielten. Eine von ihnen, Caya Momm, nahm das Zuspiel auf und lief allein auf Schippmann zu. Eigentlich hätte ihr Lauf vom Schiedsrichter unterbunden werden müssen. Doch der regelkonforme Pfiff unterblieb. Also musste Schippmann versuchen, Momm am Torschuss zu hindern. Der entstehende Kontakt fiel heftig aus und hatte eindeutig zu wenig mit dem Ball, dafür mit Momm zu tun. Beide gingen zu Boden. Natürlich war auf den Bänken die Erregung groß. Beide kommentierten auf ihre unterschiedliche Weise. Tornesch merkte beim Assistenten die Abseitsstellung an, Victoria mokierte energisch das Einsteigen von Schippmann. Am Ende gab es Freistoß (das Foul hatte nicht im Strafraum stattgefunden) und einen Platzverweis für die Torhüterin der Gäste. Für sie ging Maike Ladiges ins Tor. Der Freistoß brachte übrigens nichts ein. Der Vollständigkeit halber sei noch die Gelbe Karte für Denise Stroda angeführt, die mutmaßlich wegen wiederholten Foulspiels gezeigt wurde.
Der letzte Aufreger war dann der Abpfiff. Die Stadionuhr zeigt einige Sekunden vor der 90. Minute an. Victoria, inzwischen ja in Überzahl, mokierte erneut lautstark, dass der Abpfiff verfrüht sei und zur Gesamtleistung des Unparteiischen passe. In schon beschriebener Weise ging Szymczak ruhig zu beiden Trainern des SC Victoria und schickte sie auf die Tribüne. Das hatte für die Partie faktisch keine Auswirkung mehr, da die Partie beendet war und blieb, aber für das Vereinskonto könnte sich noch ein Nachspiel ergeben. Meiner Beobachtung nach startete die Uhr nach Anpfiff der 2. Halbzeit ca. 6 Sekunden zu spät. Zudem vergeht in der Regel die eine oder andere Sekunde zwischen Start der Zeitnahme und Pfiff des Schiedsrichters. Insofern kann man schon davon ausgehen, dass er punktgenau nach 90 Minuten abgepfiffen hat. Der Verzicht auf eine Nachspielzeit kann dagegen als erstaunlich gelten.
Der SC Victoria bekam zwei Strafstöße zugesprochen, die nicht genutzt wurden. Zudem spielte man in der Schlussphase rund 8 Minuten in Überzahl, ohne daraus Kapital zu schlagen. Von den zahlreichen vergebenen Torchancen ganz zu schweigen. Ergo: Der SC Victoria hatte wahrlich die Gelegenheit drei Punkte aus dieser Partie mitzunehmen und hatte diese nicht nutzen können. Es haperte an der Verwertung der Chancen, sodass eine engagierte Leistung schließlich nur einen Zähler einbrachte. Die Gäste konnten trotz der Personalnot auf eine effektive Offensive und eine 82 Minuten sehr gut haltende Torhüterin bauen. In der Partie gegen HEBC wird Schippmann allerdings gesperrt sein.