Kurzserie: 5 Fragen an…Hamburger SV
Der Start in die neue Regionalligasaison rückt immer näher. Die Teams sind wieder im Training und haben auch die meisten Testspiele absolviert. Bramfeld lieferte am Wochenende ein spannendes Spiel im DFB-Pokal. Nun ist es an der Zeit, sich bei den Verantwortlichen zu erkundigen, wie sie die Vorbereitung einschätzen und mit welchen Chancen und Risiken sie in der neuen Spielzeit rechnen. Hier: Christian Kroll, Trainer vom Hamburger SV
Woran wurde bei Euch in der Saisonvorbereitung insbesondere gearbeitet und wie seid Ihr mit den durch Ferien, Urlaub und auch Verletzungen teils deutlich reduzierten Trainingsbeteiligungen umgegangen?:
Christian Kroll: Wichtig war für uns, dass wir uns nach dem kompletten Umbruch erst einmal als Team finden. Durch das sehr junge Durchschnittsalter ist die gezielte mannschaftstaktische Vorbereitung bisher etwas schwierig gewesen, da die Vorbereitung genau mit den Schulferien kollidierte. Wir haben daher neben den konditionellen Grundlagen intensiv an der individualtaktischen Komponente gearbeitet.
Euer Kader hat sich zur Vorsaison teils deutlich verändert. Welche Neuzugänge werden das Team sofort weiterbringen, auf wen setzt Ihr perspektivisch und wie gut seht Ihr Euch derzeit personell aufgestellt?:
Christian Kroll: Neben unseren hervorragend ausgebildeten ehemaligen B-Mädchen sind auch die drei extra freigeholten B-Mädchen (Anna-Katharina Seme, Sylvana Kempka, Emma Burdorf-Sick) für den Einsatz in der Regionalliga gut gewappnet. Lina Kunrath und Kimberly Zietz sind regionalligaerfahren und haben überhaupt keine Anpassungsschwierigkeiten. Auch Dana Dorst zeigte in den bisherigen Einheiten und Partien eine enorme Leistungssteigerung und ist in sicher rechtzeitig soweit, dass sie ihren ersten Regionalligaeinsatz bekommen wird. Katharina Köppe, Songül Aydin und Sophie Bütje laborieren derzeit leider noch an ihren Verletzungen und werden wohl erst etwas später zum Einsatz kommen. Insgesamt sind wir aber gut und breit aufgestellt, sodass wir zuversichtlich in die Saison gehen können.
Mit welchen Zielen startet Ihr in die kommende Saison, sprich woran messt Ihr für Euch eine erfolgreiche Spielzeit 2015/2016?:
Christian Kroll: Wir wollen eine gute Rolle in der Liga spielen und auch den einen oder anderen Meisterschaftskandidaten ein wenig ärgern. Trotzdem ist natürlich unser Hauptaugenmerk erst einmal möglichst schnell aus der gefährdeten Zone zu kommen, da man immer im Hinterkopf haben muss, dass durch eventuelle Abstiege vom SVHU und Holstein Kiel aus der 2. Liga bis zu vier Absteiger aus der Regionalliga Nord kommen könnten.
Wen siehst Du im Kampf um den Meistertitel der Regionalliga Nord 2015/2016 vorne mitspielen?:
Christian Kroll: Bergedorf hat natürlich als Vizemeister hohe Ambitionen und sich punktuell gut verstärkt. Auch Limmer hat die Saison über schon gezeigt, welches Potenzial in der Mannschaft steckt. Wenn sich deren Neuzugänge schnell akklimatisieren, sollte man das Team auf dem Zettel haben. Aber auch wenn Bramfeld, Werder II. oder Celle ganz oben stehen, wäre ich nicht überrascht.
Es wird derzeit konkret darüber diskutiert, zeitnah die eingleisige 2. Bundesliga einzuführen. Das bringt entsprechende Konsequenzen mit sich, u. a. für die Auf- und Abstiegsmöglichkeiten der Regionalligisten. Wie steht Ihr zu diesen Planungen? Welchen Chancen und Risiken seht Ihr?
Christian Kroll: Wir finden diesen Schritt schwierig, da man hierdurch vielen jungen Mädchen die Chance nehmen würde, sich im Frauenfußball leistungsorientiert zu entwickeln. Der Frauenfußball ist einfach nicht im Ansatz so weit wie der Herrenfußball und so würde vielen talentierten Spielerinnen eine große Chance verwehrt. Die Spielerinnen gehen aus der Altersklasse der B-Mädchen direkt in den Spielbetrieb der Frauen, da es keine geregelten A-Mädchen-Staffeln gibt. In der zweigleisigen 2. Bundesliga gibt es für die jungen Spielerinnen deutlich mehr Möglichkeiten ihren Platz zu finden. Hinzu kommt die finanzielle Komponente – mit der Umstellung auf eine eingleisige 2. Liga wären deutlich höhere Reisekosten für die Auswärtsspiele verbunden. Es dürfte dann für viele Teams noch schwerer werden einen entsprechenden Etat für die 2. Bundesliga bereitzustellen.