Der HSV gewinnt zum Auftakt gegen Havelse
Was würden die Vorbreitungserfolge des Hamburger SV gegen unterklassige Gegner wert sein? Eine erste Antwort auf diese Frage sollte es am 1. Spieltag der neuen Saison in der Regionalliga Nord geben. Der erste Gegner war der TSV Havelse. Und dieser lieferte dem HSV einen harten Kampf. Verschnaufpausen gab es keine. Beide Teams rackerten und gaben keinen Ball verloren. Christian Kroll spornte seine Spielerinnen immer wieder an, auch die Wege nach hinten zu machen, die Ordnung wieder aufzunehmen und nicht nachzulassen. Aber auch die Spielerinnen munterten sich untereinander immer wieder auf. Der Lohn war ein 3:0-Heimsieg.
Vor jeder Saison steht der Trainer vor der Frage, wen er im ersten Spiel in die Startelf stellt, wer die Ergänzungsspielerinnen sein sollen und wer anderweitige Aufgaben übernehmen soll. Die erste Herausforderung stellte der elektronische Spielbericht dar. Dass nach den Wechselarien in der Vorbereitung die Trainer nur noch drei Wechsel vornehmen dürfen, das ist gegebenenfalls ein noch hilfreicher Tipp an die Trainerschaft. Dass aber das Erfassungssystem DFBnet sich heute weigerte mehr als drei Ersatzspielerinnen abzuspeichern, war dann doch eine unwillkommene Gängelung der Mannschaftsverantwortlichen. Hoffentlich bekommen das die Techniker rasch korrekt konfiguriert, denn heute spielten dadurch Spielerinnen, die sich laut Anzeige bei Fussball.de gar nicht im Kader befanden.
Doch zurück zu den Entscheidungen des Trainers. Die Startformation des HSV bildeten Lela Naward – Lina Kunrath, Manja Rickert, Anna-Katharina Seme, Michelle Sielka – Tanita-Tammy Hentze, Lukne Gräßler – Sylvana Kempka, Emma Burdorf-Sick, Hannah Diekhoff – Kimberly Zietz. Damit standen übrigens alle drei freigeholten B-Mädchen, wie es im Fachjargon so schön heißt, auf den Platz. Burdorf-Sick, Kempka und Seme dürften den Statuten nach altersbedingt noch bei den B-Juniorinnen mitspielen. Im Laufe der Vorbereitung sprach Kroll dann auch von seiner „Krabbelgruppe“, und in der Tat, selten war eine HSV-Startelf jünger als an diesem Spieltag.
So kam es, dass unversehens Tanita-Tammy Hentze trotz ihrer zarten 25 Jahre der „Oldie“ im Team war, gefolgt von der eingewechselten Kristin Witte mit 21 Jahren. Hentze zeigte den jungen Hüpfern im defensiven Mittelfeld, was man mit Kampfkraft, Stellungsspiel und Einsatz so alles anstellen kann. Ungemein viele Angriffe von Havelse fanden bei ihr ein Ende, sodass sie ein stabilisierender Faktor war. Neben ihr agierte Lukne Gräßler, die einige feine Pässe in die Offensivabteilung spielte und ebenfalls die Defensive stabilisierte. Das war auch bitter nötig, denn Havelse machte schon Druck. Die Doppelung auf der Sechs war also Pflicht. Im Tor strahlte Lela Naward eine Sicherheit gebende Ruhe aus. Sie war sehr präsent, entschied sich ausnahmslos richtig, ob und wann sie herauslaufen sollte. Was in den Strafraum segelte, landete in ihren Händen, Schüsse hielt sie sicher. Und zwei wichtige Paraden hatte sich auch parat. Die Innenverteidigung aus Manja Rickert und Anna-Katharina Seme stand gut und fing das ab, was die Doppelsechs an Arbeit übrig ließ. Zudem schlugen Seme und Rickert einige schöne Bälle auf die Außenpositionen und kurbelten so das Offensivspiel an.
Die Außen, Michelle Sielka und Lina Kunrath, legen etliche Kilometer zurück und sorgten dafür, dass von Außen nur wenige gefährliche Flanken in den HSV-Strafraum gelangen konnten. Im Mittelfeld agierten offensiv Hannah Diekhoff und Sylvana Kempka. Beide mussten immer wieder die Defensivarbeit unterstützten und kamen nur gelegentlich zu Flügelläufen. Sobald sie dazu kamen, wurde es gefährlich. Und gute Standards, z. B. die Ecken, schlugen beide auch. Ganz vorne, als erste Abwehrreihe und für die Abteilung Attacke, waren Emma Burdorf-Sick und Kimberly Zietz vorgesehen. Beide spielten enorm engagiert, holten immer wieder die Grätsche heraus und eroberten so auch häufig den Ball. Zudem gelang es ihnen immer wieder, selbst für Gefahr zu sorgen oder die besser postierte Mitspielerin geschickt anzuspielen. Um diese Lobhudellei zu beenden: Vieles lief angesichts der langen Pause und der Neuzusammenstellung der Mannschaft zwar gut, aber Fehler im Stellungsspiel und anderen Bereichen ließen sich auch erkennen. Es war ein guter Start, aber Möglichkeiten zur Verbesserung wurden sichtbar. Es gibt also durchaus Stoff für die kommenden Trainingseinheiten.
Auf der Ersatzbank nahmen Christina Pohl, Henrike Diekhoff, Maya Steen, Kristin Witte und Sophie Bütje Platz. Das Zutrittsmanagement lag in den Händen von Katharina Köppe und Alina Ogundipe. Evelyn Holst, Songül Aydin, Dana Dorst und Michelle Beckert verbrachten anderswo einen hoffentlich regenerativen Nachmittag. Nachdem die Kapitänsbinde in den Testspielen durch den halben Kader gewandert war, führte Neuzugang Kimberly Zietz ihre Mannschaft in die neue Saison. Man mag das als ein Zeichen sehen, dass die Integration der Neuzugänge gut verlaufen ist.
Wer alle Details zu Torschüssen, Ecken und so weiter wissen möchte, kann in den Liveticker blicken. Hier die kompakte Version: Die ersten Minuten hatten die Gäste leichte Vorteile. Zwei Ecken und ein Torschuss durch Antje Schulz waren die Ausbeute. Nach 10 Minuten gab Sylvana Kempka den ersten Torschuss für den HSV ab. Bis zur 40. Minute kamen die Gäste offensiv dann nicht mehr zur Geltung. Der HSV hatte die Kontrolle über das Geschehen gewonnen. Das 1:0 erzielte Manja Rickert nach 24 Minuten. Kurz hinter dem Mittelkreis sollte ein Zuspiel kommen. Rickert antizipierte richtig, fing den Ball ab, fasste sich ein Herz, lief mit dem Ball trotz der Abwehrversuche von Havelse Richtung Tor und schoss den Ball dann auch in Selbiges. Eine feine Einzelleistung und nicht die erste Aktion dieser Art von Rickert.
Kurz vor der Pause drohte der HSV etwas die Konzentration zu verlieren. Havelse kam durch Stickel und Schulz zu Abschlüssen, die jedoch folgenlos blieben, auch dank Naward. Den Schlusspunkt setzten Kimberly Zietz und Hannah Diekhoff mit zwei gefährlichen Aktionen. Ein Tor gelang beiden nicht. Mit der 1:0-Führung im Rücken ging der HSV in die Halbzeitpause. Der einzige Wechsel war aufseiten des HSV. Sophie Treu übernahm positionsgetreu für Hannah Diekhoff. Trotz langer Verletzungspause hatte Bütje in ihrem einzigen Testspiel am Donnerstagabend sofort überzeugen können und sich einen Einsatz heute verdient.
Der HSV kontrollierte auch den Beginn der 2. Halbzeit. Von Erfolg gekrönt war das auch, denn Kimberly Zietz brachte nach 60 Minuten den Ball per Kopfball im Tor unter. Die Vorlage hatte Sylvana Kempka gespielt. Antje Schulz hatte in dieser Phase die einzige Aktion für die Gäste. Ansonsten kam wenn der HSV offensiv zur Geltung. Da Gräßler einen Schlag auf den Fuß bekommen hatte, übernahm ihre Rolle Maya Steen, während Kristin Witte die Aufgaben von Michelle Sielka übertragen bekam. Nach 80 Minuten gab es bei den Gästen den einzigen Wechsel, als Vanessa Böhne mit gesundheitlichen Problemen von Sarah Messer ersetzt werden musste. Maike Stickel sorgte fünf Minuten vor Spielende noch mal mit zwei gelungenen Aktionen für Torgefahr. In der 88. Minute, als Kimberly Zietz die Latte traf und Sophie Bütje den Ball per Kopf ins Tor beförderte, war das Spiel dann endgültig zugunsten des HSV entschieden.
Da es für ein Team immer gut ist, mit einem Erfolgserlebnis in die Saison zu starten, sah man beim HSV dann nach Abpfiff zwar auch erschöpfte, aber zufriedene Gesichter. Der Auftakt ist gelungen und drei Punkte sind erspielt, mehr aber auch nicht. Am kommenden Sonntag reist die Mannschaft zum TSV Limmer, der sich zum Auftakt mit 2:4 bei der TSG 07 Burg Gretesch durchsetzen konnte und als Kandidat für eine ernsthafte Rolle im Kampf um den Titel angesehen wird.