Bramfeld stürmt an die Spitze, der HSV verliert das Derby hoch
Der Bramfelder SV erspielte sich durch einen überdeutlichen 8:0-Heimsieg im Derby gegen den Hamburger SV die Tabellenspitze in der Regionalliga Nord. In einer Partie, in welcher der Hamburger SV chancenlos war, konnte die Mannschaft vom Manuel Alpers voll überzeugen. Von Beginn an setzte man den HSV stark unter Druck. Dem Team des HSV unterliefen viele Fehler, teils ohne, teils durch Einwirkung des Gegners. Hinzu kam die gnadenlos gute Nutzung der Torgelegenheiten durch die Gastgeberinnen. Nahezu jeder zweite Schuss auf das von Lela Naward gehütete Tor saß.
Beide Mannschaften mussten auf einige Spielerinnen verzichten. Beim Bramfelder SV waren dieses neben den schon länger ausfallenden Saskia Windolf, Sabrina Müller und Karina Lüth auch Paula Ziselsberger, Verena Hildebrandt und Nina Stietz. Nurdan Üstün konnte erstmals nach überstandener Gehirnerschütterung wieder in den Kader rutschen und (kurzzeitig) auf der Bank platznehmen, während die genesene Sina Ahlers heute noch nicht zum Kader gehörte. Es ist somit trotz dieser Ausfälle beachtlich, dass die anderen Spielerinnen das derart gut kompensieren können. Hilfreich ist dabei, dass die Neuzugänge Andrea Fernandes Neves und Safia Hassam sich ungemein schnell im Team zurechtgefunden haben.
Beim HSV waren in der letzten Woche einige Spielerinnen erkrankt und konnten nicht trainieren. Während Lina Kunrath zumindest auf der Ersatzbank platznehmen konnte, war an einen Einsatz von Hannah und Henrike Diekhoff jeweils nicht zu denken. Die schon länger verletzen Dana Dorst, Alina Ogundipe, Songül Aydin und Katharina Köppe fehlten ebenfalls. Kurz, beide Teams konnten dennoch mit elf Spielerinnen antreten und auch die Ersatzbänke waren gut besetzt.
In der Anfangsphase war das Spiel noch einigermaßen ausgeglichen. Beide Teams kamen zu kleineren Gelegenheiten. Am ehesten dran an einem Torerfolg war Sophie Bütje vom HSV, als sie vor Fernandes Neves auftauchte, aber keine Wucht in ihren Schuss bekam. Dann gab es einen Schockmoment, als Kimberly Zietz Vanessa Zawada heftig am rechten Fuß erwischte. Zawada wurde lange behandelt, auch unter Mithilfe des Physiotherapeuten des HSV, Stefan Knop. Doch es ging nicht weiter. Zawada musste unter Schmerzen vom Platz getragen werden. Vor Beginn der 2. Halbzeit lief Zietz zu Zawada, entschuldigte sich erneut und erkundigte sich nach dem befinden. Nach nur zehn Minuten kam so Nurdan Üstün in die Partie. Zunächst positionsgetreu, später spielte sie in der Innenverteidigung.
Dann setzte sich mehr und mehr der BSV durch. Gleich der erste Torschuss fand sein Ziel. Per Schlenzer war Maria Albrecht erfolgreich (15.). Ein guter Fernschuss von Dolores Gorcic ging über das Tor. Der HSV antwortete mit zwei erspielten Ecken und einem allerdings abgeblockten Schuss von Manja Rickert, nachdem sich zuvor Tammy Hentze und Kimberly Zietz selbst im gegnerischen Strafraum behindert hatten. Irgendwie war das symptomatisch. Dinge, die bereits in den vorherigen Spielen gut funktionierten und harmonierten, gingen beim HSV in diesem Spiel daneben. Schwarze Tage nennt man das wohl. Und wenn man an einem solchen auf einen gut aufgelegten und weitgehend fehlerfrei spielenden Tabellenzweiten trifft, dann nehmen die Dinge ihren Lauf.
In der 27. Minute konnte Lela Naward noch einen Flugkopfball von Marika Torkarski festhalten, doch schon den nächsten Angriff schloss Maria Albrecht zum 2:0 ab (29.). Die letzte gute Chance für den HSV hatte erneut Sophie Bütje per Fernschuss, doch dieser ging knapp links am Tor des BSV vorbei. Die letzte Stunde hatte der HSV dann keine relevante Torchance mehr. Das 3:0 leitete Denise Hübscher ein. In der 35. Minute setzte sie sich links durch und flankte vor das Tor. Am 2. Torpfosten konnte Safia Hassam den Ball im Tor unterbringen. Ein Fernschuss von Üstün ging dann links am Tor des HSV vorbei. Mit diesem 3:0 ging es in die Halbzeit. Der HSV wechselte und nahm Sylvana Kempka, bis dahin im linken offensiven Mittelfeld unterwegs, aus der Partie. Maya Steen kam. Die Folge waren einige Umstellungen, u. a. ging Hentze nun von der Doppelsechs ins Sturmzentrum. Beim BSV gab es keine personelle Änderung.
Nach einem Diagonalpass war in der 48. Minute Dalina Saalmüller durch und erhöhte auf 4:0. Ein vom Zeitpunkt natürlich extrem wichtiger Treffer für den BSV, nahm er doch dem HSV den Wind aus den Segeln. Die Gäste standen nun richtig neben sich und mussten weitere Gegentore hinnehmen. Zunächst durch Marika Tokarski (52.), die ein Zuspiel von Catharina Schimpf nutzte.
Da bei Denise Stroda der Oberschenkel zwickte, regte sie ihre Auswechslung an. Alpers ging darauf ein und brachte Judith Kahl ins Spiel. Sie übernahm von Stroda die Rechtsverteidigung, die Kapitänsbinde ging dagegen an Jacqueline Bleser. In der 66. Minute verwerte dann abermals Albrecht ein Zuspiel von Saalmüller zum 6:0. Vier Minuten darauf hatten dann Catharina Schimpf rechts außen die Idee (zumindest unterstelle ich das), den Ball vor das Tor zu schlagen. Doch der mutmaßliche Flankenball senkte sich in hohem Bogen über Naward hinweg zum 7:0 ins HSV-Tor. Weitere vier Minuten später sorgte dann Safia Hassam mit ihrem 2. Tor aus spitzem Winkel für den 8:0-Endstand.
Direkt nach diesem Tor gab es weitere Personaländerungen. Der HSV brachte mit Witte und Kunrath neue Außenverteidigerinnen, Gräßler und Sielka gingen. Bei Bramfeld kam Malina Schütt für Doppeltorschützin Hassam. Schütt übernahm vor Kahl die rechte Außenbahn. Beide Teams ließen es nun ruhiger angehen. Die Gastgeberinnen spielten weniger konsequent, der HSV stabilisierte sich und gestaltete das Spiel nun ausgeglichener, ohne jedoch eine zwingende Torchance herauszuspielen. Somit blieb es bei einem 8:0-Heimsieg des Bramfelder SV.
Dieser hat nun durch das Pokalwochenende in Hamburg und die dreiwöchige Auszeit der Regionalliga (u. a. wegen des U18-Länderpokals) eine längere Pause vor sich. Angesicht der zahlreichen angeschlagenen Spielerinnen kommt das nicht gänzlich unpassend. Andererseits gilt es, den guten Lauf über diese Zeit zu retten, denn es wird 11. Oktober mit dem Auswärtsspiel beim TSV DUWO 08 mit einem weiteren Lokalderby weitergehen.
Neben der Gratulation zum heutigen Sieg kann man dem Bramfelder SV auch zum Erreichen der nächsten Pokalrunde gratulieren. Kaum 24 Stunden nach Ansetzung des Spiels beim SC Vier- und Marschlande, teilten die Gastgeberinnen mit, dass sie am kommenden Sonntag nicht antreten werden. Somit erreicht der BSV vorzeitig die dritte Pokalrunde. Ob in den kommenden drei Wochen stattdessen ein Testspiel eingestreut wird, ist derzeit noch nicht ganz fix.
Der HSV dagegen bekommt am kommenden Samstag die Gelegenheit, sich vor der eigenen Pause noch mal in anderer Verfassung zu präsentieren. Im Pokal wird man beim Landesligisten FC Altona 93 zu Gast sein, der bisher nur ein Pflichtspiel absolvieren konnte. Die Partie des 1. Spieltages beim SC Sternschanze wurde auf den 6.10. verlegt und am gestrigen Samstag fiel das Spiel gegen den TuS Germania Schnelsen der Unbespielbarkeit der Plätze an der Adolf-Jäger-Kampfbahn und am Trenknerweg zum Opfer. Somit steht nur die 7:1-Niederlage beim HSV Barmbek-Uhlenhorst zu Buche.
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