Ladbergen: St. Pauli gewinnt das Derby gegen den HSV
Am Sonntag waren beim Hallenturnier des VfL Ladbergen auch zwei Mannschaften aus Hamburg am Start. Der Regionalligist Hamburger SV und der Verbandsligist FC St. Pauli. Letzterer war mit seinem lautstarken Anhang „Ey, die Hunde“ angereist und hatte es auch mir ermöglicht mitzufahren. Dafür an dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön. Die Anreise war nicht ganz ohne Tücken. Nach einem Drittel der Strecke ertönte KATWARN mit der amtlichen Warnmeldung vor Blitzeis. In der Tat. Die Geschwindigkeit musste auf der Autobahn auf teilweise 20 km/h gedrosselt werden und einige Unfallstellen säumten den Weg. Dann kam ein Anruf des HSV-Trainers Christian Kroll. Dieser war mit seinem HSV schon am Vortag angereist und hatte Neuigkeiten von vor Ort. Am frühen Morgen hatte sich herumgesprochen, dass das Team der Sporthochschule Köln nicht erscheinen würde. Leider hatten die Verantwortlichen nicht abgesagt. Somit fehlte plötzlich eine Mannschaft. St. Paulis Kai Czarnowski bot telefonisch spontan an, dass er mit seinem Kader für Köln einspringt und zwei Mannschaften stellen wird. Und so kam es dann auch. Schlussendlich kam man etwas später als gedacht, aber immerhin noch zum Anstoß der ersten Turnierpartie, in Ladbergen an.
Von den Hamburger Teams startete in Spiel 3 der HSV als erste Mannschaft in das Turnier. In der Vorrunde galt es Platz 1 oder 2 zu erreichen. Selbst als Dritter würde man die Zwischenrunde erreichen, so man von drei Dritten nicht der Schlechteste sein würde. Gegner war der SV Meppen. Dieser trat mit dem um Spielerinnen der 2. Bundesligamannschaft ergänzten Kader der Oberligamannschaft an. Dem HSV gelang die Führung, doch Meppen drehte auf und das Spiel um. Schließlich unterlag der HSV ohne wirkliche Siegchance dem späteren Finalisten mit 1:3.
Verspätet angekommen und nun, durch das Einspringen für Köln, mit einer auf nur eine knappe halbe Stunde verkürzten Vorbereitungszeit, startete im Folgespiel St. Pauli B in das Geschehen. Gegner waren die Gastgeberinnen des VfL Ladbergen. St. Pauli spielte stark auf und gewann sehr deutlich mit 9:0. Ihr erstes Tor für ihren neuen Club erzielte hierbei Winterneuzugang Vivian Kellner, die vom SC Eilbek zum Kiezclub stößt. Nach rund 10 Minuten Pause mussten dann die meisten Spielerinnen des hamburger Verbandsligisten erneut ran. Nun als St. Pauli A. Gegner war die Warendorfer Sportunion. Hier konnte St. Pauli A mit 4:0 gewinnen.
Um 12:51 war es dann soweit. Der Hamburger SV und St. Pauli B trafen aufeinander. Hatten die Fans des FC St. Pauli schon bei den beiden vorherigen Auftritten mächtig Stimmung gemacht, legten sie nun noch eine Schippe drauf. Die Spielerinnen und die weiteren Zuschauer schauten sichtlich beeindruckt in Richtung Fanblock. Fahnen wurden geschwenkt, Konfetti geworfen, zahlreiche Banner ausgebreitet und natürlich lautstarke Gesänge angestimmt. Auf dem Feld startete der HSV erfolgreicher und konnte in Führung gehen. Doch wie schon im ersten Spiel konnte der Gegner des HSV die Partie drehen. St. Pauli schoss drei Tore und sorgte so im direkten Vergleich beider hamburger Mannschaften für einen verdienten 3:1-Sieg über den klassenhöheren Hamburger SV. Ohne Pause musste St. Pauli nun direkt erneut ran, jetzt als Team A gegen Bayer 04 Leverkusen II. Hier unterlag das Team mit 0:2. Es gab einige gute eigene Torgelegenheiten, doch der Sieg Leverkusens war verdient.
Jetzt mussten die jeweils dritten Spiele über die weitere Teilnahme entscheiden. Unter starkem Druck stand nach zwei Niederlagen der HSV. Dieser musste sein letztes Spiel unbedingt gewinnen und beim Torverhältnis von -4 möglichst viele Tore schießen. Gegner Ladbergen hatte zuvor 0:9 gegen St. Pauli und 0:8 gegen den SV Meppen verloren. Ein Sieg mit einigen Toren Unterschied erschien also nicht unmöglich. Doch der HSV kam nur schwer in die Partie. Er mühte sich, hatte mehr von Spiel, kam aber lange nicht zum Torerfolg. Die Gastgeberinnen hielten wacker dagegen. Schließlich gelangen das 1:0 und 2.0, doch das 2:1 durch Ladbergen, das damit seinen einzigen Turniertreffer gegen den HSV erzielt hatte, dämpfte die Hoffnungen aufs Weiterkommen. Zwar gelang dem HSV noch das 3:1, doch würden drei Punkte und 5:7 Tore reichen? Schon jetzt stand fest, dass der Gruppendritte aus Gruppe A besser sein würde. Es kam also auf die Ergebnisse in Gruppe C an. Und, um das Vorweg zu nehmen, es sollte für den HSV nicht reichen. In Gruppe C kam die Warendorfer SU auf 4 Punkte und zog damit als bester Dritter in die Zwischenrunde ein. Bochum war in Gruppe A um 4 Tore besser als der HSV und kickte die Hamburgerinnen damit aus dem Turnier. Damit war nach nur 3 Spielen à 10 Minuten das vorzeitige Turnieraus für den Hamburger SV besiegelt.
Doch zurück zum FC St. Pauli. Team B war nach den Siegen gegen Ladbergen und den HSV sicher qualifiziert und steckte das 0:8 gegen Gruppensieger Meppen mit Fassung weg. Eng wurde es dann in Gruppe C mit Team A des FC. Am Ende hatten alle Teams 4 Punkte. Durch ein hart umkämpftes 2:2-Unentschieden gegen den ATS Buntentor erreichte Team A den Gruppensieg, mit einem Tor vor Leverkusen II. Buntentor, das zeitgleich bei einem Hallenturnier in Aurich vertreten war, wäre mit einem Sieg gegen St. Pauli Gruppensieger gewesen, schied so aber als Gruppenvierter mit 4 Punkten, und somit sogar einem besseren Ergebnis als der spätere Turniersieger Bochum, denkbar unglücklich aus.
Die Vorrunde in der Übersicht:
In der Zwischenrunde spielten die Mannschaften in zwei Gruppen. Die Gruppensieger würden das Endspiel austragen, die Gruppenzweiten das Spiel um Platz 3. Leider wollte es der Spielplan so, dass Team A und Team B des FC St. Pauli in der selben Gruppe spielten. Gemeinsam mit Bochum (Turniersieger) und Bielefeld (Vorjahressieger). Hier kam es für die ehemaligen HSV-Spielerinnen Kathrin Miotke (FC St. Pauli) und Tanja Thormählen (DSC Arminia Bielefeld) zu einem Wiedersehen.
Dem FC St. Pauli war die Mehrfachbelastung inzwischen deutlich anzumerken. Immerhin hatten die Spielerinnen großteils die doppelte Spielzeit im Vergleich zu ihren Gegenspielerinnen absolviert und auch deutlich weniger Verschnaufpausen gehabt. Aber, und das spricht für das Team, sie beklagten sich nicht, dass sie hierdurch einen kräftemäßigen Nachteil hatten. Im Gegenteil. Man freute sich, so mehr individuelle Spielzeit zu bekommen, auch wenn es eine körperliche Herausforderung war. Ich lehne mich mal aus dem Fenster und behaupte, dass St. Pauli ohne diese Sonderbelastung einen der ersten vier Plätze erreicht hätte. So aber reichte es nicht mehr für einen Dreier. Team B verlor gegen Bielefeld mit 1:3, Team A gegen Bochum 2:3. Team A holte dann gegen Bielefeld ein achtbares 0:0, während Team B Bochum mit 1:4 unterlag. Damit war das letzte Spiel, das interne Duell, obsolet geworden, denn Bochum und Bielefeld waren uneinholbar. Ohnehin hatte die Turnierleitung nach einigen Diskussionen mit den Trainern entschieden, dass dieser direkte Vergleich per Los entschieden worden wäre. Diese Auslosung war nicht mehr nötig.
So kam es nun zu den letzten beiden Turnierspielen – ohne hamburger Beteiligung. Im Spiel um Platz 3 setzte sich Leverkusen II. mit 3:2 gegen Arminia Bielefeld durch. Bielefeld hatte 0:2 geführt, das Spiel dann aber noch aus der Hand gegeben. Klar war die Sache dagegen im Finale. Bochum, das ja nur so gerade eben die Zwischenrunde erreicht hatte, siegte souverän mit 3:0 über den SV Meppen.
Zur Siegerehrung wurden dann noch mal alle Teams auf das Parkett gebeten. An der Ehrung nahmen allerdings nur noch fünf der vormals 12 Mannschaften teil. Neben den vier Teams der Finalrunde hatte einzig St. Pauli ausgeharrt. So verpasste man auch nicht die persönlich Ehrung für Tara Zimmermann, welche von den anderen Teams zur besten Torhüterin des Turniers gewählt worden war. Für den Titel als beste Torschützin reichte es nicht, da hierfür 8 Tore nötig gewesen wären. Nina Philipp, Ann-Sophie Greifenberg und Linda Sellami waren auf einem guten Weg. Sellami wurde leider durch eine Blessur an den Bändern ausgebremst und hatte ihren Teams in den letzten Spielen gefehlt. Beim HSV, der auf insgesamt 5 Tore in drei Spielen gekommen war, war Hannah Diekhoff mit 3 Toren die erfolgreichste Schützin gewesen.
Die Zwischen- und Finalrunde in der Übersicht:
Das 0:0 zwischen St. Pauli A und B ist fiktiv.
Kader Hamburger SV: Lela Naward, Sophie Bütje, Hannah Diekhoff, Manja Rickert, Anna-Katharina Seme, Katharina Köppe, Maya Steen, Emma Burdorf-Sick, Tanita-Tammy Hentze, Lina Kunrath
Kader FC St. Pauli: Tara Zimmermann, Marie Medzech, Lynn Isken, Nina Philipp, Kathrin Miotke, Lena Kattenbeck (nach überstandenem Außenbandanriss), Sanna Barudi, Inga Schlegel, Linda Sellami, Ann-Sophie Greifenberg, Vivian Kellner (erstmals), Francis Wernecke, Amke Ihben
Der Hamburger SV startet am 16.1. beim Hallenturnier von Eintracht Lüneburg, der FC St. Pauli am 23.1. beim Hallenturnier von Eintracht Elbmarsch.