Regionalliga Nord: Bramfeld gewinnt gegen Burg Gretesch trotz Unterzahl
Kaum ein Team in Hamburg klagt derzeit nicht über personellen Aderlass. Schulferien, Ski-Reisen, Urlaub, Langzeitverletzte und die Grippewelle lassen die Kader auf die Hälfte und weniger schrumpfen. So auch beim Bramfelder SV, der bei nominell 27 Spielerinnen gegen die TSG 07 Burg Gretesch 13 Spielerinnen aufbieten konnte. Und man fragte besser nicht nach, wer denn völlig beschwerdefrei war und zuletzt voll im Trainingsbetrieb gestanden hatte. Von diesen 13 hatte die Mehrheit heute zudem den Wecker früher stellen müssen, denn sie trauten sich im Rahmen eines Fototermins vor meine Kameralinse. Schließlich sollen auf der Homepage und anderswo die fehlenden Bilder noch vor Saisonende ergänzt werden. Nach diesem Fototermin galt dann aber die ganze Aufmerksamkeit dem nachfolgenden Spiel in der Regionalliga Nord.
Die Gäste nahmen kurz vor Anpfiff noch mal eine personelle Änderung vor. Corinne-Ivonne Holtgräve blieb zunächst auf der Bank, dafür spielte Michelle Jansen von Beginn an. Beim BSV gab Ziva Hanzic ihr Debüt in der Regionalliga Nord, nachdem die Wechselformalitäten nun abgeschlossen werden konnten. Sara Schäfer-Hansen spielte auf der rechten Außenbahn vor Sebnem Dairecioglu, womit drei der Winterneuzugänge in der Startelf standen. Sara Akbulut nahm, wie Janet Blehk, auf der Bank Platz. Marilén Bistricianu war verhindert und Safia Hassam war kurzfristig erkrankt.
Doch nun zum Spielgeschehen. Dieses kann man getrost so zusammenfassen: Bramfeld war 85 Minuten lang das überlegene Team und erspielte sich eine Unmenge an Torgelegenheiten. Davon wurden drei genutzt. Die Gäste dagegen lauerten erfolgreich auf Fehler des BSV und kamen so zu zwei Toren, gingen dabei sogar 0:1 und 1:2 in Führung. Als abstiegsbedrohte Mannschaft könnte man grundsätzlich damit Leben, wenn man beim Tabellenführer mit nur einem Tor Unterschied verliert. Doch wenn man bis zur 54. Minute geführt hat, kann man natürlich auch mal an einem Punktgewinn denken. Den gab es heute nicht. Dabei spielte man 65 Minuten in Überzahl. Die wohl umstrittenste Szene der Partie ging dem 0:1 voraus.
Nach einem unsauberen Pass im Spielaufbau brachte der BSV Gästestürmerin Lisa Drews ungewollt ins Spiel. Diese lief nahezu allein auf das von Andrea Fernandes Neves gehütete Tor zu und legte den Ball an der BSV-Torhüterin vorbei. Fernandes Neves brachte Drews dann zu Fall. Da dieses im Strafraum passierte, war die Entscheidung auf Foulelfmeter auch unstrittig. Die Frage war, ob der zugleich per Rote Karte ausgesprochene Platzverweis auch die bestmögliche Entscheidung war. Auf Bramfelder Seite monierte man lautstark, dass doch Denise Stroda in unmittelbarer Nähe gewesen wäre und noch hätte eingreifen können. Eine Notbremse läge somit nicht vor.
Das Gespann um Schiedsrichterin Tanja Petersen entschied anders. Sie war der Ansicht, dass Stroda eben nicht mehr hätte eingreifen können, dass Drews‘ Schuss einzig noch durch Fernandes Neves verhindert worden war und somit eine Notbremse vorläge. Wie Schiedsrichterbeobachterin Ina Butzlaff die Situation beurteilt hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Fakt ist, dass der Platzverweis bestand hat und Fernandes Neves somit für die kommende Partie gegen Bergedorf gesperrt sein wird. Erfahrungsgemäß wird es bei diesem Spiel Pause bleiben, da Drews den Strafstoß sehr sicher gegen die Interimstorhüterin Catharina Schimpf verwandelte und somit der „Schaden“ für die Gäste in Rahmen blieb. Hätte Drews nicht getroffen, wären für Fernandes Neves sogar zwei Spiele Sperre wahrscheinlich geworden. So bekloppt es auch klingt: Ist eine solche Situation nicht gerade unmittelbar vor Spielende und für die Punktvergabe entscheidend, muss man der Torhüterin schon fast empfehlen den Ball ins Tor zu lassen, um das Strafmaß gegen die eigene Spielerin zu reduzieren. Ärgerlich ist es für Fernandes Neves in jedem Fall. Und der BSV, bisher auf Platz 1 in der Fairnesswertung, verlor zumindest hier die Spitzenposition.
Da man nun nach 25 Minuten mit 0:1 in Rückstand lag, die Torhüterin durch eine Innenverteidigerin ersetzen und nun 65 Minuten in Unterzahl spielen musste, sah es für den BSV nicht so ganz optimal aus. Mut machte dem BSV-Anhang sicherlich, dass man bis dato das Spiel dominierte. Das sollte auch in Unterzahl so bleiben. Und für die Motivation wichtig war, dass der Rückstand schon nach 4 Minuten ausgeglichen werden konnte. Oder anders formuliert: Die Freude der Gäste war nur von kurzer Dauer. Nach einem Eckball von Nurdan Üstün köpfte Denise Stroda Gästespielerin Jennifer Holtgräve an. Von dieser fiel der Ball Maria Albrecht vor die Füße. Aus der Drehung heraus gelang ihr der Ausgleich zum 1:1.
Sechs Minuten später unterlief dem BSV dann ein weiterer unnötiger Fehler. Drews konnte so an Schimpf vorbei zum 1:2 einschießen (35.). Spätestens jetzt dürften die Gäste den Gedanken gehabt haben, dass angesichts der eigenen Überzahl und der Führung in Bramfeld etwas zu holen sein könnte. Doch diese Offensivaktion sollte auf lange Sicht die letzte der Gäste gewesen sein. Für den BSV köpfte Dairecioglu nach einem Eckball nur knapp rechts am Tor vorbei. Ein Schuss Üstüns wurde von Torhüterin Sabrina Martin glänzend zur Ecke gelenkt. Überhaupt machte Martin viele Chancen der Gastgeberinnen zunichte. Einzig bei hohen Bällen sah sie ab und zu nicht glücklich aus. Die Chancenverwertung und das Zwischenergebnis stimmten beim BSV nicht. Spielerisch sah es überwiegend gut aus. Die Gäste jedenfalls konnten sich offensiv so gut wie nicht ins Szene setzen und hatten in der Defensive wiederholt das Glück des Tüchtigen.
Zum 2. Durchgang ging es personell unverändert weiter. Der BSV drückte und ein direkt verwandelter Eckstoß von Nurdan Üstün brachte in der 54. Minute den fälligen Ausgleich. Üstün, Dairecioglu und Albrecht hatten weitere aussichtsreiche Gelegenheiten. Höchst umstritten war eine Abseitsposition von Albrecht, die zumindest ich anders beurteilt hatte. Die Bramfelderinnen sowieso. Nach Vorarbeit von Stroda war es schließlich doch Albrecht, die in der 68. Minute den 3:2-Führgunstreffer für Bramfeld erzielte. Die TSG brachte nun doch Corinne-Ivonne Holtgräve für Michelle Jansen und Celine Kronemeyer für Constanze Von-Veen.
Paula Greiwe sah nach einem Foulspiel gegen Albrecht die Gelbe Karte und hatte dabei Glück, dass ihr hier nicht die Position als letzte Abwehrspielerin zur Last gelegt wurde. Den fälligen Freistoß drosch Vanessa Zawada in die Mauer der Gäste. Ein späterer Schuss von Üstün strich knapp über die Torlatte. Zawada bekam dann nicht mehr genügend Luft und musste nach Behandlung gegen Janet Blehk getauscht werden. In der Nachspielzeit ersetzte Sara Akbulut noch Jasmin Wolf. Tore fielen keine mehr, da der BSV seine letzten Chancen nicht mehr nutzen konnte. Die Gäste vermochten trotz der Überzahl ihrerseits nicht mehr offensiv in Erscheinung zu treten. Es war also ein hartes Stück Arbeit für den BSV gewesen, das Spiel in Unterzahl noch zu drehen.
Während der Bramfelder SV seinen Vorsprung zu den ebenfalls siegreichen Verfolger-Teams des SV Werder Bremen II (1:4 im Lokalderby beim ATS Buntentor) und TSV Limmer (1:0 gegen den TSV DUWO 08, Tor von Glowatzki in der 73. Minute) halten konnte, rutschte die TSG 07 Burg Gretesch auf den vorletzten Platz ab. Grund dafür war der erste Auswärtspunkt des Hamburger SV in dieser Spielzeit. Der HSV holte, personell ebenfalls arg gebeutelt, beim Tabellenletzten ein 1:1 (Eigentor Schnier (61.), Ausgleich Grosse-Brockmann (64.)). Gretesch hat allerdings noch das Nachholspiel gegen den TSV Havelse (bisher nicht neu angesetzt) ausstehend und könnte im Erfolgsfall den HSV wieder überholen. Derzeit steht aber der Hamburger SV auf dem Nichtabstiegsplatz.
Des Weiteren gewann TV Jahn Delmenhorst mit 3:1 gegen den ESV Fortuna Celle und der FC Bergedorf 85 setzte sich mit 0:3 beim TSV Havelse durch (Tore Seker, Odzakovic per Strafstoß nach Foul an Hepfer, sowie Stejskal). Am kommenden Sonntag bekommen die Bergedorferinnen den Bramfelder SV zu Besuch, während der Hamburger SV Celle empfängt. DUWO hat den TSV Havelse zu Gast.